Thursday, May 17, 2018



Die Krux mit der DSVGO

Damit müssen wir uns also auch noch befassen… Wenn es nach uns ginge, würde dies hier reichen und wir verpflichten uns schon seit jeher zu Folgendem:

“Wir erheben nur Daten, die für das Betreiben unseres Geschäfts, mit denen wir übrigens auch die Politkaste in Berlin und Brüssel bezahlen, absolut notwendig ist. Sollte jemand nicht einverstanden sein, so verlangen wir kein Ausfüllen eines Formulars oder eine Registrierung. Lassen Sie es dann einfach sein. Wir erheben alle Daten anonym außer, es wird explizit eine Eingabe aufgefordert.”

Aber wir werden regiert von lauter Bürokratenhintern, die sich von uns, der arbeitenden Bevölkerung, bezahlen lassen. Und kontrolliert wird es von Abmahngeiern, die nur darauf warten, Unternehmen wie unseres schmarotzerhaft auszusaugen. Und daher haben wir einen Datenschutzbeauftragten, extern, glücklicherweise eine pragmatische Firma, die uns nicht Kanonen für Spatzen verkaufen will.

Dennoch:
Was für ein Bürokratenirrsinn! Erdacht von Sesselfurzern, die ihre Existenz immer wieder aufs Neue beweisen wollen. EU-Kraken und Politkasten in Deutschland, die uns Mittelständler aussaugen und – dessen bin ich mir sicher – auch vernichten wollen.

Warum?
Mittelständische Unternehmen sind schwer zu kontrollieren, sie gehören oft keinem Arbeitgeberverband oder Tarifverbund an, Gewerkschaften haben es schwer mit KMU. Konzerne sind da leichter durch Aufsichtsrat und Gewerkschaften zu steuern. Und daher werden sich immer weitere Regelungen ausgedacht, die v.a. die KMU betreffen – denn die Fixkosten für diesen bürokratischen Bockmist sind für KMU verhältnismäßig viel höher als für Großunternehmen.
Und: der Mittelstand kann sich immer weniger auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren: der wirtschaftlichen Lösung dringender Probleme seiner Kunden. Stattdessen müssen die Mitarbeiter ausfüllen, Statistiken führen, kontrollieren, dokumentieren – nur für den jeweiligen Bürokratenhintern.

Dabei vergisst die Politkaste und der Bürokratensklaven folgendes:
Wir sind es, die sie bezahlen. WIR, DER MITTELSTAND.

Aber nicht mehr lange. Glauben sie nicht dem inhaltslosen Geschwätz der Berufspolitiker, die den Mittelstand loben, seine Innovationskraft bewundern und was weiß ich noch alles für Honigblasen produzieren. Sie wollen uns beseitigen.

Es wird Zeit, sich zu wehren – Gründen wir eine Mittelstandsgewerkschaft und denken wir uns Kampfmethoden aus, wie sie die Gewerkschaften bei jeder Tarifrunde vorführen!

Tuesday, February 14, 2017

Kuba ist anders


Im folgenden beschreibe ich einige Eindrücke aus einem immer noch unbekannten und dennoch – oder gerade deshalb – faszinierenden Land. Bei meinen sechs Besuchen war ich nie als Tourist dort, sondern immer geschäftlich oder zumindest semi-geschäftlich und habe mich mit Taxifahrern genauso unterhalten wie mit Abteilungsleitern im Außenhandlesministerium oder dem Management von größeren Staatsunternehmen. Auch hatte ich die Gelegenheit, bei einem Ministergespäch teilzunehmen und reiste bisher zweimal mit der Delegation in Begleitung vom jetzigen Außenminister Sigmar Gabriel und Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit.
Kuba ist Karibik, exotisch, eine Trauminsel, umrandet von Traumstränden. Aber das macht Kuba nicht anders. Es gibt viele karibische Inseln, denen man diese Eigenschaften genauso zuschreiben kann. Was die größte karibische Insel wirklich anders macht, ist ihre Geschichte, ihre Politik und ihre Kultur. Denn alle drei Aspekte sind widersprüchlich und reizvoll zugleich. Das Land, seine gesamte Situation, sind voller Gegensätze, die sich dennoch in einer sehr charmanten Art und Weise ergänzen.
Schon immer war Kuba ein bisschen USA – und das blieb die Insel auch nach der Revolution. Bis auf Japan ist Baseball nur noch Volkssport in den USA und Kuba, Fidel Castro war ein Baseball Spieler und dieses Mannschaftsspiel blieb „der“ Nationalsport. Havanna ist wie die großen Städte in den USA in Blocks unterteilt, die durch avenidas (avenues) voneinander getrennt sind. Das Capitol in Havanna ähnelt sehr stark dem gleichnamigen Gebäude in Washington.

Anders als im realsozialistischen System in der DDR war und ist die aktive Teilnahme am politischen System, sei es Mitgliedschaft in der Partei oder in den Jugendorganisationen, keine Voraussetzung für einen universitären Abschluss. Es zählte nach Auskunft jungerMenschen einzig und allein die Befähigung zum universitären Abschluss.
Mittlerweile gibt es auch einen privaten Sektor in Kuba (laut Raul: „Kuba es todos“), in denen seit Kurzem auch Mitarbeiter beschäftigt werden können und seit dem Tod Fidel Castros wird von offizieller Seite das Wort „Sozialismus“ gemieden. Privatunternehmen können Einzelperson (etwa Freiberufler, „Casa Particulares“ wie Bed&Breakfast“) sein, Einzelunternehmen oder Kooperativen. Zwar gibt es so etwas wie Umsatzsteuern (10%) und Gewinnsteuern (35% auf den Nettogewinn, also nach Einkommensteuer). Ob es aber eine effektive Steuerverwaltung zu gibt, erscheint fraglich. Kooperativen werden den Selbständigen steuerlich bevorzugt und zahlen regelmäßig einen herabgesetzten Steuersatz. Ist der Steuersatz für Unternehmen relativ gering, so ist die lineare Progression der Einkommensteuer hoch, 50% bezahlt man bei einem Jahreseinkommen von 2.000 US$.

Straßenbild

IMG_3389Seit dem ersten Besuch in 2011 haben sich die Straßen in Havanna verändert. Die amerikanischen Oldtimer – noch vor sechs Jahren in den Straßen prägend – sind mittlerweile in der Mehrzahl für Touristen unterwegs. V.a. US-Touristen, die es offiziell gar nicht geben dürfte, nehmen die Gelegenheit wahr, in Autos der vor-vorherigen Generation umhergefahren zu werden. Jetzt kann man neben koreanischen, japanischen und weniger chinesischen Autos auch viele deutsche Marken wie Mercedes, Audi, und BMW sehen, sogar ein nagelneuer Range Rover war dabei – und es war kein Regierungswagen. Eigentlich darf man sie nicht einführen, dennoch gibt es sie hier. Eine deutsche Botschaftsangehörige meinte dazu, wenn man weiß, wie es trotzdem geht, hat man Kuba verstanden – das sei eben der „kubanisch-sozialistische Weg“.
In Havanna gibt es jede Menge private Restaurants, in denen man ausgezeichnet Essen kann. Mit viel Einfallsreichtum und unternehmerischen Engagement schaffen es die Unternehmer trotz vielen Hindernissen, die Ihnen seitens der Regierung immer noch in den Weg gelegt werden, eine sehr gute Ausstattung hinzubekommen und eine wirklich exzellente Auswahl von Speisen bereitzustellen. So dürfen die Restaurant nichts importieren – aber die Mitarbeiter dürfen aus Auslandsreisen Dinge mit einführen. Also wird bei jeder Auslandsreise etwas mitgenommen oder „nachgeschickt“.  Ich war im El Litoral am Malecon gleich neben der US-Botschaft – nach Aussagen das beste Restaurant Havannas.: Der Besitzer gehört zu den Neureichen und besitzt mehrere Häuser nebenan, alle an der Malecon. Schon jetzt ist abzusehen, dass bei vollständigem Fall des sozialistischen Systems er zu den Multimillionären gehören wird. Der Produktionssektor wird noch nicht privatisiert und man kann auch in diesem Sektor kein privates Unternehmen gründen. Meines Erachtens muss dies unbedingt erlaubt werden, sonst ist der der „kubanischen Wegs“ gefährdet.
Übrigens: Fidel Castro, das Vorbild vieler Jugendlicher, die einem „Sozialismus“ nahestehen, hatte ein Vermögen von über 700.000.000 Millionen Dollar angehäuft!#

Wirtschaft

 IMG_3394Es ist richtig, die Wirtschaftslage hat sich im Vergleich zu 2010 noch weiter verschlechtert und die Bevölkerung veraltet. Diese Entwicklung erstaunt angesichts dessen, dass Kuba immer noch als Entwicklungsland angesehen werden muss. Grund: ich habe nur wenige junge Leute kennen gelernt, die nicht entweder einen nahen Verwandten in Miami hatten, oder nach Miami auswandern wollen. Kuba wird so – als Entwicklungsland – zum Altenheim. Die schlechtere Wirtschaftslage muss allerdings im Kontext der weltpolitischen Entwicklung gesehen werden. Tatsächlich brachten die vorsichtigen Wirtschaftsreformen – Casa Particulares und kleine privatwirtschaftliche  Unternehmen – Fortschritte. Denn Kuba steht nun auf eigenen Beinen, ohne einem großen Bruder Sowjetunion und dem kleineren Bruder Venezuela, der selbst mit einer verheerenden Wirtschaftslage zu kämpfen hat.  Weit reichte die internationale Solidarität der beiden Länder sowieso nie. Zwar stimmt es, dass Venezuela den Kubanern Öl früher weit unter dem Marktpreis lieferte, welches Kuba dann zu Weltmarktpreisen weiter verkaufte. Aber die Verträge waren langfristig geschlossen. Als der Preis des Öls sank, musste Kuba das Öl dennoch abnehmen, obwohl der Preis mittlerweile über dem Weltmarktpreis lag.
Die kubanische Wirtschaft hat ihre Stärken. Aufgrund des Bildungssystems gibt es die bestausgebildeten Fachkräfte in ganz Lateinamerika. Das muss man Fidel  als Verdienst anrechnen. Sein Fehler war, dass er mit dieser Ressource nichts anderes anzufangen wusste als die Fachkräfte – v.a. Mediziner – als Tauschware für Rohstoffe zu nutzen und sie in andere Entwicklungsländer zu schicken. Der Reichtum Kubas besteht daneben aus der Ressource „Boden“. Es gibt einen Spruch, nachdem man nur ein Reiskorn auf dem Boden werfen muss, um 10 weitere zu bekommen. In Kuba gab und es gibt mehr als 260 Millionäre, davon sind  80% in der Landwirtschaft tätig. Millionäre gab es auch schon während der Zeit der revolutionären Phase. Daher ist der Rat eines meiner Gesprächspartner verständlich, private Investitionen v.a. in der Landwirtschaft zu tätigen.
Kuba ist, wenn nicht führend, doch sehr starkvertreten im Bereich Biomedizin. Die Arzneien werden „ökologisch“ aus den überreichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen des Landes hergestellt. So gibt es eine pharma-nahe Medizin, hergestellt aus Mangofrüchten, die nachweislich sehr gute Heilwirkungen im dermatologischen Bereichen, ja sogar in der Behandlung von bestimmten Krebsarten zeigt. Und sogar ein absolut kostengünstiges, natürlich hergestelltes Substituts von Viagra, das nach Aussagen eines Gesprächspartners bessere Wirkungen zeigen soll als das herkömmliche Viagra. Ok, das ist mir nur zugetragen worden…
Die Schwäche der Wirtschaft ist die Vermarktung ihrer Produkte. Brauchbare Marketingkonzepte gibt es nicht, die Verpackung ist schlecht aufgemacht und auf der Suche nach schnellem Geld wird allzu schnell die Partnerschaft mit Großkonzernen gesucht, statt den Markt von klein auf selbst aufzubauen.
Ein weiteres Problem stellt die Ansicht der Regierung dar – und man hört sie auf jeder Konferenz bei jeder Sitzung – dass man alles selbst produzieren muss – von Glasflaschen und Blechdosen bis hin zu Windeln. Diese merkantilistische Sichtweise wird von dem permanenten Geldmangel genährt, führt aber auf lange Sicht zu noch mehr Geldmangel. Denn die offensichtlich unsinnige Projekte verschlingen Kapazitäten, die man besser in gewinnbringende Sparten, wie eben natürliche medizinische und kosmetische Produkte, einbringen sollte. Die Idee der komparativen Kostenvorteile hat sich noch nicht bis in die Regierungskreise herumgesprochen, also schlicht der Spruch: Investiere in Deine Stärken und verschwende nicht Deine Ressourcen, um Schwächen abzustellen!
Die Regierung befindet sich in einem Dilemma: Freizügigkeit oder Begrenzung der Reisefreiheit? Noch 2015 konnte so gut wie jeder, der nicht in der Armee oder vom Staat angestellt war, relativ freizügig reisen. Mittlerweile wurde die Ausreise der Kubaner wieder erschwert, denn nicht nur die Überalterung der Bevölkerung macht Probleme, auch die Abwanderung hoch qualifizierter Kräfte, die in Kuba umsonst ausgebildet wurden. Andererseits stellen die Überweisungen von Auslandskubanern einen nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Gelder, die dringend für die Umgestaltung des Landes, aber auch für das Gelingen der immer noch zu zögerlichen Wirtschaftsreformen notwendig sind.
IMG_3449Ein weiteres Dilemma der kubanischen Regierung ist das Wirtschaftssystem. Seit dem Ableben des Maximo Líder spricht man zwar offiziell nicht mehr vom Sozialismus, Raúl Castro nennt den Zustand Kubas „ es todos“, aber gerade die Großunternehmen sind voll in staatlicher Hand. Verbal ist der Sozialismus tot, die Inschriften („el partido es la vanguardia de la patria“) verblassen und werden nicht mehr gepflegt. Soll man nun die Wirtschaft weiter öffnen, insbesondere die Industrie, und die Übernahme der Ökonomie durch die USA riskieren oder “sozialistisch” halten, und damit Niedergang riskieren, was aber auch die Übernahme durch die USA wahrscheinlich macht? Ein schwieriges Entscheidungsproblem, bei dem der entwicklungstheoretische Ansatz von Schumpeter vielleicht hilfreich wäre. Mittlerweile sind schon viele amerikanische Unternehmen mehr oder weniger versteckt in Kuba tätig. Schon 2011, während der FIHAV in Havanna, entdeckte ich einem etwas abgelegeneren Zelt einen Stand Kellog’s Cornflakes oder eine Werbung für eine Fährverbindung von Miami nach Havanna. Wie denn das? 2011 unterlag Kuba noch voll dem Embargo und die USA hat noch keine diplomatischen Beziehungen. Dennoch: die US-Firmen war da, mitsamt US-amerikanischer Beflaggung. Und jetzt 2016, feierte man auf einem Stand die Erneuerung der US-amerikanisch-kubanischen Beziehungen. Ziel des US-Embargos war schon lange, spätestens seit Ende der Sowjetunion, nicht mehr Kuba zu bestrafen, sondern mögliche Konkurrenten vom kubanischen Markt wegzuhalten. Und die Straßen von Havanna sind voller US-amerikanischer Touristen, was sie eigentlich nicht sein dürfen nach immer noch bestehenden Embargoregeln, und so gibt es immer einen Verwandten in Kuba, den man aus „humanitären Gründen“ besuchen will… US-Unternehmen können mittlerweile sogar die Mehrheit bei Joint Ventures bekommen.  So hält Unilever 70% am Gemeinschaftsunternehmen und hat damit das Sagen.. Andere große Unternehmen wie Heinicken stehen “Gewehr bei Fuß“ vor der Grenze.

tuKola

tuKola ist das Pendant zu Coca Cola. Aber es passt einfach besser zum kubanischen Lebensstil – und zu Cuba Libre. Es ist nicht so süß, die Süße ist eben etwas anders als in Coca Cola, das es seit 2012 wieder  in Kuba gibt. Dennoch sind beide im Geschmack sehr verwandt. Leider wurde auch schon tuKola übernommen und wird von Nestlé Waters verwaltet. Meine Messehostess, Kubanerin, mag tuKola nicht, ihr schmeckt Coca Cola viel besser. Aber sie mag auch “Red Bull” lieber als ein Caipirinha, ein vollkommen natürliches Getränk, das mittels einer Rollenquetsche, eine Art Foulard, aus Zuckerrohr, Limonette und Ananas gewonnen wird. Vielleicht liegt es auch dran, dass sie Kuba in Richtung Miami verlässt und das Kubanische hinter sich lassen will. Ich halte Caipirinha für das viel bessere Red Bull, weil es natürlich hergestellt ist.IMG_3452

Internet

Das Internet in Kuba ist nicht vorhanden. Jedenfalls im Vergleich zu allen übrigen Ländern, von Nordkorea mal abgesehen. Aber es ist – wo man es empfangen kann – nicht zensiert. Man erreicht alle Seiten und Nachrichten aus aller Welt, aber es fehlt an der Netzabdeckung. Wo es per Wlan erreichbar ist, ist das Netz recht schnell, bis zu 150MB/s. Und dort, an den Access Points, versammeln sich Kubaner jeden Alters, um mit ihren Smartphones die Welt in sich aufzusaugen. Also bitte nicht wundern, wenn vor jedem Hotel und vor Messehallen scheinbar halb Kuba im Gras sitzt. Früher war das Netz sehr träge und die Oberste Heeresleitung, die Regierung, machte die USA dafür verantwortlich, weil keine Leitung zwischen Florida und Kuba gebaut werden surfte. Tatsächlich gab es aber schon seit Jahren eine ultraschnelle Leitung zwischen Venezuela und Kuba. Erst jetzt scheint sie auch tatsächlich genutzt zu werden.

Das Nationalmuseum der Revolution

IMG_3384 IMG_3369Nach 6 Jahren besuchte ich wieder einmal das nationale Revolutionsmuseum, nur zwei Häuserblocks vom Hotel Parque Central entfernt. Es ist die kubanische  Antwort auf das Leninmausoleum in Moskau, denn hier steht die Granma, das Boot, auf dem Fidel Casto, Ernesto Guevara und Camilo Cienfuegos mit einer kleiner Schar von Revolutionären in Kuba ankamen, in einem Schrein aus Glas, immer frisch geputzt und wie eine Mumie aufbereitet.
Das Museum hat viele Skurilitäten zu bieten, wie z.B. Castros linkem Schuh, den er irgendwann irgendwo bei irgend etwas verloren hat, oder Hemden und sogar die Baskenmütze von Guevara.Verwirrend und zugleich entlarvend finde ich die Karikaturen im Gang zum Heiligtum der Granma. Drei US-Präsidenten (und Batista) werden in einer Weise dargestellt – Bush Senior, Reagan und Bush Junior – wie man es nur aus der dunkleren Geschichte Deutschlands kennt. Egal, wie man politisch eingestellt ist, lustig kann man das nicht finden. Die Texte unter den „Karikaturen“ sind jedoch erhellend. Immer wieder wird den Präsidenten “ironisch” gedankt, dass sie Kuba (und das System) durch ihre Politik unterstützt hätten. Man war sich also schon seit jeher bewusst, dass die USA die beste Ausrede für den erbärmlichen Zustand der Wirtschaft darstellt. Wenn man Lust auf Revolutionsnostalgie, gepaart mit unfreiwilliger Komik hat, dann sollte man das Museum besuchen. Übrigens: die 2011 gefundene Inschrift “Stop Castro”, mit dem Finger auf ein staubiges Piano geschrieben, hat man wohl entdeckt, der Deckel glänzt ganz staubfrei.

WarIMG_3381 die Revolution national oder sozialistisch?

Sie war letztendlich fidelistisch. Noch heute wird Camilo Cienfuegos verehrt, der die nationalistisch-anarchistische und bäuerliche Komponente der Revolution darstellte. Unter nie geklärten Umständen kam er bei einem Flugzeugunglück in 1959 ums Leben. Übrig blieben der stalinistisch geprägten Guevara sowie Fidel Castro. Als auch Guevara verschwand – ein Umstand, den Fidel Castro sicher nicht bedauerte, und dann auch noch ums Leben kam, hatte Castro zwei Märtyrer der Revolution, die er feiern lassen konnte. Fidel Castro aber war sicher weder das eine noch das andere. Er hatte die Revolution den Bauern zu verdanken, das wusste er immer zu würdigen und Bauern genossen im gewissen Sinne Privilegien. Zum Kommunisten mutierte der, Anfangs pro-US-amerikanisch eingestellte Revolutionär aufgrund der unintelligenten, harten Haltung der USA und deren Gegnerschaft gegen die Bodenreform. Das Verhältnis schaukelte sich sehr schnell hoch und Fidel Castro suchte einen Verbündeten für das verarmte Land, den er in Gestalt der Sowjetunion fand. Das war sein eigentliches Motiv für den Sozialismus, nach Fall der UdSSR war es wohl Altersstarrsinn, den ihn daran festhalten ließ. Castro war extrem intelligent und Fidelist, nicht mehr, nicht weniger.

 

“Special relationship”

IMG_3449Seit 2015 wurden wieder diplomatische Beziehungen zu den USA aufgenommen, immerhin ein außenpolitischer Erfolg Obamas. Und selbst Trump – berüchtigt ob seiner mehr oder eher weniger diplomatischen Kommentare auf Twitter – stellt diese bisher nicht infrage. Das Botschaftsgebäude der USA ist  eine Machtdemonstration.  Während die meisten Botschaftsgebäude an der Avenida 5 liegen, baute die USA Ihres an der Malecon, und zwar am nördlichsten und nächst gelegenem Punkt zu Key West, nicht zufällig, vermute ich. Mit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen endete auch der bis dahin bestehende und für beide Seiten bequeme “Modus vivendi“: Während die USA einen Feind hatte, den sie für die Exilkubaner und die amerikanischen Öffentlichkeit zu einem Drachen aufbauschen konnten, war Kuba stets in der Lage, auf das Embargo der USA zu verweisen und als Ausrede zu benutzen, warum die Wirtschaft so schlecht lief. Gegenüber der Botschaft steht ein Denkmal zum Gedenken an irgendwelche fünf Kubaner, die aus irgendeinem Grund irgendwann in den USA festgenommen wurde und an dem jede Woche eine Demonstration stattfand (das Volk verpasste dieser Veranstaltung einen Spitznamen, den ich aber leider vergessen habe). Mittlerweile gibt es keine Demos mehr, aber der Spruch in großen Lettern „PATRIA O MUERTO“ prangert immer noch direkt vor dem US-Botschaftsgebäude.
Zum Schluss wurde mir wieder vor Augen geführt, wie “speziell” die Beziehungen zu den USA wirklich sind. Im Hotel kann man die CUC-Pesos zwar in US Dollars, nicht aber in Euros, umtauschen, obwohl der Dollar-Umtausch in CUC mit einer Strafgebühr belegt ist. CUC-Euro kann man nur am Flughafen oder in den Banken zurücktauschen.

Persönliches Fazit

Ganz persönlich habe ich mich in Kuba vernarrt. Das Land ist im Kleinen anarchisch, im Großen chaotisch und zugleich immer noch irgendwie leger „sozialistisch“. Die Leute, mit denen ich gesprochen und diskutiert habe, sind sehr freundlich und aufgeschlossen. Eine „Rassismus“ aufgrund der Gemengelage aus schwarz, weiß und gemischt habe ich nie entdeckt – wohl ganz einfach schon deswegen, weil weder „Rassismus“ noch „Anti-Rassismus“ ein Thema ist. Man spricht nicht über solch unwichtige Dinge. Ich möchte dem Land helfen sich zu entwickeln, im ganz Kleinem von unten nach oben. Dass ich da wohl ab und zu – auch bei Vorträgen – anecke, macht nichts und ich hatte immer das Gefühl, dass Kritik auch beide den Funktionären so eng nicht mehr gesehen wird.
Wo sich das Land hinbewegt? Ein kubanischer Unternehmer sagt zu mir, Kuba werde nie „kapitalistisch“, aber es wird auch nicht „sozialistisch“ sein – es wird „kubanisch“. Vielleicht ist das genau der Weg, den Kuba gehen sollte – und ich wünsche mir eine gute Zukunft für dieses widersprüchliche, sympathische und in allem ein wenig exotisch wirkende Land.

Tuesday, October 18, 2016

Arrrrriba Mexiko im Gesamtpaket mit Kuba - eine Unternehmerreise in die Mitte Amerikas mit Stanislaw Tillich

Mexiko ist schön.

Jedenfalls das, was ich bisher davon gesehen habe - und das ist zugegebenermaßen nicht so viel: Mexico-Stadt, Puebla, Querétaro und Umgebung inklusive ein paar Azteken-Pyramiden. Die sind aber sehenswert, keine Frage.

Aber Mexiko ist auch geschäftlich interessant: mit 47 Ländern der Welt ein Freihandelsabkommen und wirtschaftlich liberal. Das macht Laune, das macht Mut, hier mehr Zeit zu investieren.

Und Mexiko ist jung. Sehr jung sogar. 50% der Bevölkerung ist unter 25 Jahre - ein Traum für unser Rentenparadies Deutschland :).

Und daher ist es jede Minute wert, sich mit diesem Land zu beschäftigen. Und eine Unternehmerreise mit dem derzeitigen Bundesratspräsidenten sowieso. Die Delegation war groß, mehr als 40 Unternehmer und Vertreter von Forschungsinstituten einschließlich der TU Chemnitz interessierten sich, mehr über Land und Leute sowie wirtschaftliche Verfassung von Mexiko zu erfahren. Am Sonntag gab es  - "komischerweise" wollten sich da die offiziellen Stellen in Mexiko nicht mit uns befassen - einen Ausflug zu den Aztekenpyramiden Txlwghstrfgh oder so ähnlich. Nein, sie heißen Teotihuacán - was aber genauso unaussprechlich ist Quetzalcoatl. Für uns ungewöhnlich: keine Absperrungen, man darf auf die Pyramiden klettern, was aber bei knapp 30°C nicht so einfach ist - ein Fitnessprogramm für gestresste Unternehmer also.

Übrigens war Herr Tillich immer mit dabei und unter uns, ein Mitglied des Teams ohne Berührungsängste mit den Menschen, immer zu Scherzen aufgelegt und zu Gesprächen bereit, wobei wir ihn schon aufgrund seiner "Nahbarkeit" nicht zu sehr mit unserem Blabla nervten. Er hat sich vorbildlich für die Interessen unseres Landes eingesetzt, Fürsprache gehalten, wo notwendig, und bei seinen Ansprechen stets den richtigen Ton getroffen. Was will man mehr erwarten von einem Politiker?

Nachdenklich gemacht hat mich die rasante Entwicklung des Landes Mexiko, die Lernbereitschaft der Jugend und die praxisnahe Ausbildung in der Universität. Ich denke, wir können uns da durchaus die ein oder andere Scheibe abschneiden.  Nein, Mexiko ist kein Entwicklungsland und auch kein Schwellenland mehr - hier wird Industrie entwickelt. Das Klima ist angenehm in Querétaro, nicht nur ökonomisch, sondern auch touristisch betrachtet. Ich rate, sich die Gegend genauer anzusehen - wirtschaftlich und auch touristisch ein Schmuckstück in Mittelamerika.

Und Kuba? Energisch zum Stillstand. Es war die 4. Reise in die schöne Karibikinsel und es war "the same procedure as every year" - man will schon, aber eigentlich auch nicht so richtig, denn eigentlich nimmt ja der Sozialismus seinen Lauf. Im Schneckentempo. Kuba muss zusehen, nicht seine überaus gut ausgebildete Jugend zu verlieren. Die will nur eins: weg. Und auch wiederum nicht, denn Kuba ist herrlich. Liebe kubanische Betonköpfe: gebt der Jugend eine Chance, in Eurem Land zu bleiben. Nutzt endlich die Chancen, die Ihr habt! Oder Ihr werdet wieder das Rotlichtviertel der USA - und wer will da schon?


Tuesday, November 10, 2015

Wo liegt Nairobi? Verpackungsmesse in Kenia FPPE


Klar, in Kenia und knapp südlich des Äquators. Aber Nairobi liegt auch hoch, etwa 1700 Meter. Daher sind die Tage nicht so warm und die Nächte kälter als man sich es gemeinhin unter Afrika vorstellt. Überhaupt liegt der afrikanische Kontinent verglichen mit Europa irgendwie höher über dem Meer und 1700 Meter über dem Meeresspiegel für eine Großstadt sind gar nicht mal so ungewöhnlich.

Nairobi ist ein Moloch im besten Sinne. Laut, chaotisch und mit Massen an Menschen auf den Gehwegen und oft auf den Straßen.  Schlendern und dabei die Auslagen in den Schaufenstern betrachten, kann man in Nairobi eher nicht. Man sollte besser den Blick nach unten gerichtet halten, denn sonst könnte man schnell ins Stolpern geraten oder gar einen ungesicherten Graben hinabstürzen. Denn die Gehwege gleichen eher Hindernisparcours mit vielfältigen und bisweilen raffiniert ausgeklügelten Stolperfallen und kleinen Kratern. Aber irgendwie gehört eine solche Beschaffenheit der Straßen und Bürgersteige zu Städten in einem Entwicklungsland, was erst recht den Entdeckergeist in uns weckte. Apropos entdecken: uns ist in den Tagen von Nairobi die Choreografie der Ampeln, Autos und Fußgänger nie ganz klar geworden. Mal hält man bei Grün, mal überqueren Massen an Fußgängern die Straße bei Rot. Aber was nützt schon Disziplin in einer Stadt, in der mangels öffentlicher Verkehrsmittel - sieht man von den Bussen mit dem ulkigen Namen „City Hoppa“ einmal ab - das Verkehrschaos zum systemimmanenten Markenzeichen wird.

Am ersten und einzigen freien Tag besuchte ich zusammen mit Isabel, meiner ebenso hübschen wie äußerst intelligenten Unterstützung an den Messetagen, den Lake Nakuru Nationalpark. Entgegen den Erwartungen und den, von uns Zentraleuropäern gepflegten Vorurteilen, kam der Fahrer pünktlich um 7:30 Uhr. Pünktlichkeit - das habe ich bei früheren Besuchen in Afrika erfahren, ist dort eine gar nicht so seltene Eigenschaft. Wir hatten einen Bus mit neun Sitzen ganz für uns allein und der Fahrer konnte uns eine äußerst individuelle Reiseführung bieten. Unser Hotel lag so ziemlich im Zentrum von Nairobi, City Hall Way, eingerahmt vom Präsidentenpalast, Parlament und verschiedenen Ministerien, was das Areal zum wohl best gesicherten in ganz Kenia machen dürfte. Die Fahrt ging nach Norden und Westen, vorbei an scheinbar endlos aufeinander folgenden Slumvierteln aus halb eingefallenen Häusern und Wellblechhütten sowie Märkten, welche die Slums ohne sich wirklich von ihnen abzuheben, einrahmten. Die Szenerie wurde noch zusätzlich durch den üblichen Novemberregen, der auf die renovierungsbedüftige Straße platschte, getrübt. Kaum hatten wir aber nach gefühlten Stunden die letzten Hütten Nairobis hinter uns gelassen, besserte sich das Wetter. Wir fuhren immer weiter bergauf Richtung Rift Valley, einem Teil des großen afrikanischen  Grabenbruchs. Zunächst ging es über die A 104, auf ca. 2300 Meter. Hier breitete sich die gesamte Pracht Afrika vor uns aus - der Kontinent lag uns gewissermaßen zu Füßen. Wir bogen auf die B3 ab, auf die „unteren Straße“, der C 88. So bezeichnete sie jedenfalls unser Fahrer. Er erzählte uns, dass diese Verkehrsverbindung im 2. Weltkrieg von den Italienern gebaut wurde, nicht freiwillig, sondern als Kriegsgefangene unter Aufsicht der Briten. Und diese wiederum ließen die Straße sicher nicht für die Afrikaner anlegen, sondern als Verbindungsstraße zu den verschiedenen Gebieten ihrer afrikanischen Besitzungen.  Die Straße ist auch heute noch eine der Hauptverkehrswege zwischen den ostafrikanischen Staaten Uganda, Tansania, Äthiopien und Süd-Sudan. Wir überholten in Minutenabfolge LKW aus den verschiedensten Ländern. Schwere Transporter, die noch langsamer fuhren als unser ohnehin langsamer Kleinbus, der es selten auf mehr als 60 Stundenkilometer brachte. Die Asphaltstraße war weitestgehend gut befahrbar, aber die Überholmanöver der Fahrzeuge vor uns ließen uns immer wieder den Atem stocken. Wir fuhren durch einige Ortschaften, die nicht dem üblichen Klischee von Afrika entsprachen, also keine Hütten, keine „traditionelle“ Stammesbekleidung bei den Einwohnern. Die nicht kleinen Ortschaften glichen allesamt eher den ärmeren Besiedlungen im Westbalkan. Wir fuhren an primitiv anmutenden Verkaufsständen, vielen, anscheinend grundlos an der Straße stehenden Menschen und im Gehen spielenden Kindern in Schuluniformen vorbei. Vor und hinter den Städten standen Verkäufer mit weißen Säcken, die, so erzählte uns der Fahrer, das Salz verkaufen, welches aus den Natronseen Lake Nakuru und Lake Elementaita gewonnen wird und den Menschen hier ein kleines Einkommen sichert.

Nach etwa 2 Stunden erreichten wir unser Ziel, den Lake Nakuru Nationalpark. Am Eingang konnten wir zum ersten Mal aussteigen. Um ca. 10:30 Uhr hatte die Luft tatsächlich eine angenehme Temperatur, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Der Eintritt kostete mit Essen in einem der Restaurants (Sarova Lion Hill Lodge) innerhalb des Parks 130$ pro Person - nicht wenig in einem Land, dessen Bevölkerung im Jahresdurchschnitt 850$ verdient. Es ist aber zu vermuten und zu hoffen, dass die Eintrittsgebühr von 80$ nur für ausländische Touristen gilt.

„Grün“ - das war das Erste, was mir einfiel. Wir fuhren an grünen Wiesen und Wäldern vorbei, ganz anders und im Gegensatz zum Etosha Nationalpark in Namibia. Im Parkgelände darf man generell nicht aussteigen und wie in den anderen Nationalparks, die ich schon besucht hatte, kam bei mir das Gefühl auf, in einem Film wie „Jurassic Park“ mitzuwirken. Während des gesamten Besuchs ging mir dessen Erkennungsmelodie nicht aus dem Kopf. Elefanten gab es hier keine zu sehen, dafür ist der Park zu klein, aber Nashörner, Zebras, Antilopen, Warzenschweine, Paviane - und Löwen, die aber zur Mittagszeit im Schatten, hinter hohem Gras versteckt, schläfrig auf dem Boden dahin schlummerten. Mit meiner kleinen Kamera ohne Teleobjektiv waren diese verflixten Viecher einfach nicht zu erkennen.  Nur einmal konnten wir am Strand des Lake Nakuru aussteigen, aber Flamingos - die Erkennungstiere des Parks - waren nur wenige und auch nur aus der Ferne zu sehen.  Immerhin konnte ich ein paar schöne Fotos machen, schön wegen des Hintergrunds und v.a. wegen Isabel, am Strand stehend. Hoch über dem See gab es noch einmal die Gelegenheit, in einem abgesperrten und von einem Ranger bewachten Areal auszusteigen - und wieder nutzten wir die Gelegenheit, Fotos zu schießen. Wir waren nur ca. 30km vom Äquator entfernt, dem unsichtbaren Kreis um die Erde. Zweimal machte ich den Fahrer auf diese, ihm ganz sicher bekannte Tatsache aufmerksam, zweimal erwiderte er „eine Stunde hin, eine Stunde zurück“, was ich als „heute keine Chance, dorthin zu fahren“ interpretierte. Leider. Mag auch der Äquator unsichtbar sein, ein paar lustige Aufnahmen mit einem Bein auf der Südhalbkugel, das andere Bein auf der Nordhalbkugel hätten sich ergeben.

Zurück fuhren wir über die „obere Straße“, tatsächlich die Fortsetzung der A 104 an der Abzweigung B 3. Der Weg führte uns hoch, sehr hoch auf über 2.800 Meter über N.N. und wir sahen ein, dass die vom Fahrer angegebene Stunde für die restlichen 30 Kilometer zum Äquator angesichts einer Durchschnittsgeschwindigkeit zum Scheitelpunkt von knapp 40 km/h keine Ausrede war. Der Transporter litt nicht unbedingt an Altersschwäche, er war von Haus aus schwach. Bei jedem Überholmanöver - und es gab deren viele - stockte uns ein klein wenig der Atem angesichts der gefühlten Ewigkeit, die das Fahrzeug brauchte, um zu beschleunigen. Die größte Höhe erreichten wir gegen Viertel nach sechs, etwa 10 Minuten vor Sonnenuntergang. Und wer schon einen Sonnenuntergang in Äquatornähe erlebt hat, weiß, dass eine Abenddämmerung, wie wir sie in unseren Breiten kennen, nicht stattfindet. Der Sonnenuntergang ähnelt eher einem Ausknipsen des Sonnenlichts. In der sich schnell anbahnenden Dunkelheit konnten wir Menschen in Winterkleidung beobachten - Winterkleidung bei für Europäer angenehmen Temperaturen und einem Klima, in dem man eine Vegetation wie in unseren Breiten vorfindet, auf Höhe der Zugspitze in Deutschland.

In Nairobi, so lernten wir, kann man gut - und sicher - zu Abend essen. Zum Abschluss unseres Ausflugs wurden wir durch das abendliche Verkehrschaos hindurch zum, direkt am Nairobi Nationalpark gelegenen Restaurant Carnivor („Fleischfresser“) gefahren. Eine erste Sicherheitskontrolle fand am Eingang des Areals statt, die zweite Sicherheitskontrolle direkt am Eingang zum Restaurant. Doppelt hält besser. Das Restaurant machte seinem Namen wirklich alle Ehre. Es gab ein „All-you-can-eat“ Dinner aus Fleisch mit ein paar pflanzlichen Beilagen. Etwa ein Dutzend Bedienstete gingen ständig mit Spießen aus jeweils unterschiedlichen Fleischsorten durch das Lokal und boten den Gästen betreffende Stücke Rindfleisch, Hase, aber auch Krokodil u.v.m. an. War man satt, legte man zum Zeichen der Aufgabe eine kleine Fahne um, die am Beilagenteller befestigt war. Ich hatte an diesem Abend ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil ich Isabel, eine Vegetarierin, ausgerechnet in ein Lokal namens „Fleischfresser“ einlud. Aber glücklicherweise hatte das Restaurant extra ein Ausweichgericht ohne Fleisch für Herbivore, also „Pflanzenfresser“ im Programm.

Da wir erst Montag nachmittag unseren Stand auf der Messe FPPE  - keine 10 Gehminuten von unserem „Stützpunkt“ Hotel Intercontinental entfernt - einräumen durften, hatten wir noch einen Vormittag und etwas Nachmittag Zeit, die nähere Umgebung und somit das Zentrum Nairobis zu erkunden. Auf dem Weg zum Uhuru Park, Ecke Uhuru Highway und Kenyatta Avenue, keine 250 Meter vom Hotel entfernt, begegneten uns ausschließlich Schwarzafrikaner und wir begannen zu ahnen, wie sich ein Farbiger Ende der 60er in Deutschland gefühlt haben musste. Man warf uns ebenso verstohlene wie auffällige Blicke zu - natürlich besonders Isabel mit blasser Haut, blonden Haaren und für Afrikaner sicher atemberaubend exotisch wie hübsch - war eine offensichtliche Attraktion.




Aber auch ich wurde von Blicken verfolgt, wobei ich mir nicht klar wurde, ob das an meiner hellen Haut, meinem Alter oder einfach nur der Tatsache geschuldet war, dass ich als alter Mann neben der hübschen und jungen Isabel her ging. Übrigens entspricht nach meinen Beobachtungen  die „Handy-Dichte“ in Nairobi in etwa der in Deutschland. An jeder Ampel konnte ich v.a. junge Menschen beobachten, die an ihren Handys ebenso eifrig mit den Tasten spielten wie in Deutschland. WLAN gibt es fast überall, in Hotels, Cafés, Restaurant und an öffentlichen Plätzen, wenn auch nicht jedes Netz frei zu erreichen ist.

Nairobi war, wie ganz Kenia, immer wieder Ziel der Al-Shabab Miliz. Daher muss sich ein Tourist aus dem relativ sicheren Europa darauf einstellen, vor Betreten von Restaurants, Kaufhäusern und Hotels jederzeit kontrolliert zu werden. Unser Hotel Interconti hatte zudem neben der Zugangskontrolle zum Hotelhof mit doppelt gesicherter Tür eine weitere Kontrolle vor dem eigentlichen Eingang in das Gebäude. Doppel gemoppelt hält besser, aber womöglich aufgrund der exponierten Lage direkt neben den offiziellen Gebäuden wie Präsidentenpalast und Parlamentsgebäude notwendig. Man gewöhnt sich daran, zumal sämtliche Kontrolleure ausgesprochen höflich waren. Links und rechts der Kenyatta Avenue - der Hauptgeschäftsstraße in unserem Viertel - sind v.a. Kreditinstitute in einer Anzahl wie ich sie nur aus Frankfurt/Main kenne. Die kleinen Warenhäuser sind v.a. in den Seitenstraßen zu finden und laden mehr oder weniger zum vorsichtigen, mit Blicken immer wieder nach unten gerichteten Schlendern ein. Wie in fast allen Entwicklungsländern wird man alle paar Minuten angesprochen, wobei man sich tunlichst nicht auf Gesprächen einlassen sollte. Die Reihenfolge der Fragen ist immer gleich: „Jambo! Where are you from?“ Wobei darauf abwechseln entweder eine Aufforderung kommt, in das ein oder andere Restaurant oder in den Laden „dort vorne“ einzutreten oder ganz einfach mit einer mehr oder weniger Mitleid erregenden Geschichte geschmückt, Geld erbettelt werden soll.  Die beste Strategie, sich vor den - im Vergleich zu beispielsweise Havanna/Kuba - sehr höflichen Quälgeistern zu schützen, ist, in russisch zu antworten. Da ich des Russischen nicht mächtig bin, musste Isabel - Studentin u.a. der russischen Sprache - die Rolle der Touristin spielen, die nicht verstand was der Mann wollte und nur auf russisch antwortete. Tatsächlich half diese Taktik schon in Paris, meiner letzten Auslandsmesse. Nach ca. 20 Meter drehten die Männer ab.

Uns wurde empfohlen, nachts auch kurze Strecken mit dem Taxi fahren, z.B. zu einem nahe gelegenen afrikanischen Restaurant, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass inmitten des Trubels etwas passieren hätte können. Es waren lediglich die immerfort neugierigen Blicke der Passanten, die etwas irritierten.
Die Messe fand im KICC statt, dem Kenyatta International Conference Centre. Den Mittelpunkt des Gebäudekomplexes  bildet ein runder Büroturm, nicht mehr ganz frisch, die Umgebung überragend. Von der Plattform ganz oben aus, nicht gerade nach europäischen Standard gesichert, kann man die gesamte Stadt überblicken und bis zu den angrenzenden Bergen in die Ferne blicken. Inmitten dieser Plattform befindet sich ein Landeplatz für einen Helikopter. Das Gebäude wurde Anfang der 70er fertig gestellt und strahlt ein wenig den morbiden Charme der Siebziger aus. Viel wurde seither sicher nicht geändert außer an den Besitzverhältnissen. Nach Abwahl der KANU-Partei, der Eigentümerin qua Gesetz, ging es wieder in Besitz des Staates über. Auf das Gebiet der KICC, auf dem sich ein großes Denkmal des ersten Präsidenten Jomo Kenyatta befindet (sieht ein wenig aus wie Columbus), kommt man nur - wie soll es anders sein - nach einer einigermaßen sorgfältigen Untersuchen der Taschen und dem Gang durch die Sicherheitsschleuse.

Vor dem eigentlichen Konferenzzentrum, in dem die Messe stattfand, wurde nochmals kontrolliert. Der Zeck dieser doppelten Sicherheitsprüfung wird mir bis jetzt nicht klar. Traut man dem jeweiligen Sicherheitspersonal nicht? Soll es doppelte Sicherheit vortäuschen? Öffnungszeit der Messe - oder Exposyum -  war von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, aber man konnte sicher sein, dass vor 10:00 Uhr sich kaum ein Besucher einfand. Die Besucher unseres nicht sehr großen Standes waren sämtlich freundlich, zeigten viel Interesse an unseren Gimmicks wie den 3D-Brillen und den roten Stofftaschen und waren gegenüber Neuem sehr aufgeschlossen. Die am häufigsten gestellte Frage war, was unsere Maschinen eigentlich tun. Für uns ist das selbstverständlich, jedoch wurde im Laufe der kleinen Messe mit 50 Ausstellern klar, dass wir für Afrika einen anderen Marktansatz benötigen werden. Ich denke, es wird noch einige Jahre dauern, bis die Mehrheit den Unterschied zwischen „billig“ und „preisgünstig“ erkennt. Und es wird ein einigermaßen schmerzhafter Lernprozess werden, denn derzeit sind die Chinesen Platzhirsche für Maschinen auf dem afrikanischen Markt. Die interessanteste Unterhaltung hatten wir aber mit einem Chinesen, der kein englisch sprach. Und so wurde das Gespräch eine halbe Stunde lang stumm geführt, mit Hilfe von Google Translate und häufigem Kopfnicken.
Besonders unsere Werbefotos wurden bewundert. Die Afrikaner kennen keine engstirnige Political Correctness und wollen sie vielleicht auch nicht kennen. In Gesprächen wurde uns zudem klar, dass die Religion zwar eine Rolle im täglichen Leben spielt, jedoch weit entfernt ist vom Dogmatismus des Christentums in den USA oder des Islams in den arabischen Staaten. Die religiösen Institutionen scheinen zumindest in Nairobi gut miteinander auszukommen. Da ruft schon mal ein Muezzin zum Glockengeläut der benachbarten Kirche zum Gebet. Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden. Warum nicht?

Noch ein Tipp zum Schluss. Nairobi liegt zwar nicht am, aber sehr nahe am Äquator. Ich schreibe dies zum zweiten Mal, um sich der Konsequenzen für die allzu empfindliche Haut der blasshäutigen Europäer gewahr zu werden. Trotz Bewölkung und dem ständigen Bemühen, sich nur im Schatten aufzuhalten, bekam ich einen heftigen Sonnenbrand. Die Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 wäre angebracht gewesen, und ich musste erfahren, dass Sonnencreme hinterher nicht viel nützt.

Am letzten Abend durften wir nochmals das Chaos auf Nairobis Straßen erleben. Der Präsident von Tansania kam gerade an und daher wurden die Zufahrtswege allesamt vielleicht nicht ganz abgesperrt, aber äußerst restriktiv freigegeben. Das bedeutete für uns eine Fahrt zum Flughafen die 1 1/2 Stunden dauerte statt der üblichen 20 Minuten. Wir wurden immer nervöser. Mein Kommentar „we do not make such a fuss about our President" wurde schweigend hingenommen. Ja, Staatsoberhäupter gelten eben in diesen Ländern noch etwas. Nur gut eine Stunde hatten wir Zeit, um den Flieger zu erreichen. Glücklicherweise war es der letzte Start an diesem Abend und es war daher nicht mehr viel am Terminal 1C los. Ansonsten hätten wir es nach Sicherheitskontrolle zum Flughafengelände, Sicherheitskontrolle zum Flughafengebäude, Sicherheitskontrolle zum Abflugbereich und Sicherheitskontrolle zum Wartebereich sicher nicht mehr geschafft.

Was bleibt nun von Nairobi? Zunächst einmal die Hoffnung, den ersten Schritt in den afrikanischen Markt getan zu haben. Und der Eindruck von den Menschen, wie er sich schon nach meinem ersten Urlaub in Afrika gefestigt hat. Die Afrikaner sind nach meinen Beobachtungen sehr aufgeschlossene, freundliche und hilfsbereite Menschen ohne Vorurteile und ich kann nur hoffen, dass der Kontinent endlich zur Ruhe kommt. Dann steht einer großen Zukunft und einer guten wirtschaftlichen Entwicklung wirklich nichts mehr im Wege.

Monday, July 6, 2015

Unser G.O. - Kalender 2015/16 Made in Germany

Soll man nun stolz sein, soll man sich über die mangelnde Kreativität anderer ärgern oder wütend sein, wenn man kopiert wird?

Seit 2009 fertigen wir einen Kalender an - für unsere Kunden und Interessenten. Die Idee war von Anfang an Motiv, Text, Making-of in(selbst-)ironischer Form in einen Kalender zu integrieren. Die Kalender sind mittlerweile Insider-Tipps und in aller Welt beliebt. Tatsächlich bin ich schon beinahe gezwungen, mir immer neue Motive - und immer neue Texte - auszudenken.

Und nun das: wir bekamen einen Kalender eines Herstellers, der 1:1 unsere Idee abgekupfert hat. Natürlich nicht so gut, nicht so originell - aber immerhin.

Wir raten zum Original :).

Wenn Sie unsere nächste Kreation  sehen wollen, hier ein Sneak-Preview:



Und hier das Titelbild:


Wenn Sie eine haben möchte, noch gibt es Exemplare....

Plauen / TWR

Thursday, April 23, 2015

Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für das Ministerium für Arbeit

Haben Sie auch schon Post wegen des MiLoG von Ihrem Kunden bekommen?

Wir noch nicht viel, aber ich werde die Schreiben nicht beantworten. Denn was hier verlangt wird,ist, die Arbeit des Arbeitsministerium als Spitzel zu übernehmen. Das tue ich nicht.

Stattdessen haben die sächsischen BT-Abgeordneten folgenden Brief erhalten:

Sehr geehrter Herr/ Frau,
wir sind ein kleines Unternehmen in Sachsen im Bereich "Verpackungstechnik", dass es geschafft hat, nicht nur die Wende erfolgreich zu meistern, (...). Meine Mitarbeiter werden marktgerecht entlohnt und natürlich liegen die LuG über den (unsäglichen) Bedingungen des Mindestlohngesetzes. Nun bekommen wir von Kunden immer öfter Schreiben, in dem wir die Einhaltung dieses Gesetzes bestätigen sollen.
Für mich heißt das: ein Bürger /ein privates Unternehmen soll die Einhaltung eines von der Exekutive erlassenen Gesetzes überwachen - soll ich schreiben, er soll andere bespitzeln? Darf ich nicht mehr davon ausgehen, dass sich Bürger an Gesetze halten, sondern muss gesetzwidriges Verhalten meiner Mitbürger annehmen?
Die Bürger der östlichen Bundesländer sind nicht auf die Straße gegangen und haben ein unsägliches Überwachungsregime gestürzt, um 25 Jahre später wieder gezwungen zu werden, als IM für ein Ministerium zu arbeiten. Es ist die ureigenste Aufgabe der Exekutive - und nur der Exekutive - dafür zu sorgen, dass Gesetze eingehalten werden, wenn nötig durch Polizeigewalt. Es ist aber keines Rechtsstaates würdig, die Bürger als „Blockwarte“ für das Arbeitsministerium einzusetzen.
(...)
MfG
Ich bitte um Unterstützung!

TWR


Thursday, March 26, 2015

Tubenfüller - Lob ist die beste Empfehlung :) Tube Filler Compliments Are The Best Recommendations :)

ARE WE THE BEST :) ?





Tube Filler TU 91

Wir haben eine Post von einem unserer Kunden aus der Schweiz erhalten, ein Lohnverpacker für edle Ware in den verschiedensten Gefäßen - auch in Tuben.

We have received a mail from one of our customers from Switzerland, a contract manufacturer for precious commodity in a variety of vessels - also in tubes.

Und das schrieb er uns, nachdem wir eine Verbesserung fur das Verschließen von Laminattuben entwickelt haben:

"...unsere Tuben sind jetzt auch besser wie die vom letzten Mal , wo wir diese auswärts bei der Firma ... machen lassen hatten!
Obermeyer-Tubenfüller und (...) Mannschaft top, das beste was es auf dem Markt gibt, ihr macht super Qualität dickes Lob an euch! "

" ... our tube are now better than the last time, where we let them make externally by company ...!
Obermeyer tube filler and (...) are a top team, the best thing on the market, you make great quality kudos to you! "

Das hat unser Team sehr erfreut - und zeigt, dass sich Anstrengung lohnt.
This made our team very happy - and shows that the effort is worth it.


BTW: The external tubes have been made by a competitor high in the North... It demonstrates that - in all modesty - we made the best tube filler in this market segment :)

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